arttourist.com Album Review: Gregor Huebner Piano Solo – Preludes Op. 80

Während die Welt in der ersten Phase der Corona Infektion drohte aus den Fugen zu geraten und gerade die Kultur, Einrichtungen wie Künstler:innen besonders unter den Maßnahmen, Schließungen, Auftrittsverbote oder Konzert- und Tourneeabsagen litt und Existenzen bedroht waren, zog sich der Violinist und Komponist Gregor Huebner in sein „Homeoffice“ sein Studio in seiner Wohnung in Brooklyn New York zurück und entdeckte sein Zweitinstrument, das Klavier, wieder für sich. Was als Ablenkung und „Beschäftigungsmaßnahme“, als Flucht vor der ganzen Schwere der Situation, angedacht war entwickelte sich schnell zu einer Idee, die wiedergewonnene Leidenschaft für das Klavier, die ersten Kompositionen zu einer CD mit Eigenkompositionen entstehen zu lassen. Herausgekommen ist eine überraschend intensive Collection von 14 Eigenkompositionen, die gerade unter dem Titel „Gregor Huebner – Piano Solo Preludes Op. 80“ bei Solo Musica erschienen ist.

Gregor Huebner stellt sich mit den Preludes opus 80 in eine große klassische Tradition dieser Gattung und knüpft an eine bedeutende Traditionslinie an, die von Johann Sebastian Bach über Chopin, Rachmaninow, Debussy (um nur einige zu nennen) bis in die Gegenwart reicht.

Dieser nicht gerade kleinen Herausforderung ist Gregor Huebner in souveräner Weise gewachsen und entfaltet eine musikalisch vielseitige und kompositionstechnisch gekonnte Klangwelt, welche die Hörerschaft auf eine musikalische Weltreise mitnimmt. Die klassische Traditionslinie wird Afrikanische, südamerikanische und asiatische Stilelemente (bspw. Nr. 10, 11 und 7) werden immer wieder zur Inspirationen musikalischer Charakterstücke und weben auf überraschende Weise diese Elemente souverän ein.

Inspiriert von den klassischen Vorbildern werden klangliche Reminiszenzen in zahlreichen Stücken hörbar.  Einmal schaut Claude Debussy (24 Preludes von 1910 und 1913) elegant im impressionistischen Klanggewand um die Ecke. An anderer Stelle weht ein sanft melancholischer Hauch, der an Chopin erinnert (der seine 24 Preludes opus 28, 1836 und 1839 u.a. auf der Insel Mallorca auf einer Regenrationsreise mit George Sand komponiert) Wie Chopin so nimmt auch GH u.a. auf J.S. Bach Bezug, indem er bspw. in Nr. 13 den berühmten Choral „Es ist genug“ zitiert und über diesen musikalisch gekonnt philosophiert.

Die Form des Preludes ist nicht festgelegt. Es handelt sich um eine jeweils geschlossene individuelle musikalische Form, Charakterstücke, musikalische Poesie, die oft auch skizzenhaft daherkommt und einen musikalischen Gedanken harmonisch, melodisch, rhythmisch und klangmalerisch entfaltet. Die zeitgemäße instrumentale Klangsprache Hübners entfaltet ein breites instrumentales Klangspektrum. Er verzichtet bewusst auf virtuose Höchstleistungen des romantischen Salon der klassischen Vorbilder und öffnet den musikalischen Blick gekonnt in zahlreiche, global-musikalische Stilmittel, welche kompositionstechnisch souverän integriert werden. Hierzu gehören bspw. u.a. Rhythmisch-perkussive Elemente auf dem Korpus (Nr.10) ebenso wie breitgefächerte Inside-Klänge des Instruments (Nr.6).

Seine Kompositionen macht Hübner vielfältig ausdrucksstark an Orten (Nr. 1 und 6), Begegnungen mit musikalisch prägenden Personen (Nr.2, 4, 5 und 8) und Gegenwartsthemen (Nr.3 und 9) fest. Er erzählt in seiner Musik Geschichten und lässt den Zuhörer auf eine wunderbar inspirierende Weise an diesen teilhaben, schickt Sie auf Reisen diesen nachzuspüren, weiterzudenken und seine ganz eigenen Gedanken und Erlebnisse von seiner Musik umschmeicheln zu lassen, lebendig seine eigenen Geschichten in die Stücke zu packen und diese zu konservieren. Wenn das Musik schafft, ist etwas Besonderes passiert und im Fall von Gregor Huebner entstanden. Mit seiner facettenreichen Tonsprache, seiner Fähigkeit vielerlei musikalische Einflüsse von Klassik über Jazz, Rock Pop, Hiphop bis hin zu zeitgenössischer Musik in sein Werk einfließen zu lassen hat sich ein ganz eigener Stil und Musikverständnis entwickelt. Mit Piano Solo ist Gregor Huebner ein eindrucksvoll wohlklingendes, abwechslungsreiches Werk gelungen, das man für die besonderen Momente immer wieder zu Rate ziehen, aus dem CD-Regal nehmen wird.

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