Eine Bank, ein Kontrabass, Geige und Klavier – mehr nicht möchte man meinen und doch bot dieser Freitagabend mit „Berta Epple“ so viel mehr. Mit Karl Albrecht „Bobbi“ Fischer und den Brüdern Veit und Gregor Hübner setzte der Jazz-Point im Schwarzen Hasen ein musikalisches Glanzstück an das ausklingende Jahr 2019. Das Trio ist vielen aus Zeiten der Musik-Comedy-Formation „Tango Five“ in guter Erinnerung. Nunmehr zu dritt spielen, singen und parodieren sie in der Tradition von Tango Five, aber eben doch viel intimer und hautnaher.
Wozu die Gartenbank dort oben auf der Bühne steht, mag man sich vor Konzertbeginn gefragt haben. Das Rätsel löste sich schnell auf, als die drei Epplers mit Gehstock und humpelnd sich auf selbiger fallen ließen. Schließlich heißt ihr Programm „Die Rente ist sicher“ und daraus machten sie sich zusammen mit dem Publikum im ausverkauften Schwarzen Hasen einen Heidenspaß. Mit den Bühnenshows von Tango Five galten sie als Aushängeschild des Landes Baden-Württemberg, feierten über 2000 Live-Auftritte, waren in Fernseh- und Rundfunksendungen präsent, verbuchten als Solisten zahlreiche renommierte Jazz-Preise und Grammy-Nominierungen.
Von Altern kann keine Rede sein
Seit 2012 ist das Trio als Berta Epple unterwegs. Ein Fantasiename oder der einer Erbtante? Nein. An den Namen einer Stuttgarter Gönnerin und an den im Zweiten Weltkrieg ausgebombten Ausflugsdampfer auf dem Neckar, der später nach Paris verkauft wurde, erinnert das Trio. 2019 mit dem Baden-Württembergischen Kleinkunstpreis ausgezeichnet, sitzen die drei Herren nun auf ihrer Bank und entzünden nur wenig später ein Feuerwerk aus Comedy, dreistimmigen a-capella-Gesang und hochkarätiger Instrumentalvirtuosität quer durch die Genres Jazz, Klezmer, Tango und Klassik. „Wir sehen älter aus als wir sind“, triumphiert Bobbi Fischer schon leicht ergraut, „doch es kommen dauernd diese Briefe von der Deutschen Rentenversicherung.“ Nix mehr her gibt der Rentenbescheid, dem der Ruf nach einem bedingungslosen Grundeinkommen folgt. Das wäre fair, feuert Gregor Hübner seine elektrifizierte Mandoline an, die er zu Weihnachten geschenkt bekommt habe. Veit Hübner hinter seinem Kontrabass, der wie der Teufel brumme – Bobbi Fischer am Schlagzeug, mehrheitlich aber im zweiten Set als Tastenvirtuose am Klavier. Gregor Hübners brillantes Geigenspiel und seine Vorliebe für Tangorhythmen besitzen längst Kultcharakter. Den zelebrierte er am Abend mit Stücken unter anderem von Astor Piazzolla. Lasziv und sehnsuchtsvoll im Wechsel mit Slapstick, den Bobbi Fischer beim Zahnarztbesuch inszenierte. Dort wo er ständig auf diese „Scheißlampe“ starren muss. Die ist „von Bosch“. In Wirklichkeit allerdings von Siemens, nur ließ sich darauf kein Reim machen.
Omas Lebenselixier und „Homeless“-Kartoffeln
Auf der MS Europa, auf der Veit Hübner zusammen mit der SWR-Bigband getourt ist, habe Professor Mang Vorträge über Anti-Aging gehalten. Was da wirklich weiterhelfe, sei ein altes Hausmittel von Veits Oma. „Urin, du bist mein Lebenselixier“, trällert das Trio genüsslich aus ihren Kehlen und man glaubt es ihnen unbesehen. Ihr Schalk macht auch nicht vor Frank Sinatras „I did it my Way“ oder Abbas „Money, Money, Money“ halt, denn Millionäre sind sie als Musiker bis heute nicht geworden. Lieber besingen sie in „Homeless“ die Kartoffel und die Qualitäten des schwäbischen Kartoffelsalats, den eine Frau aus Afghanistan im Stuttgarter Theaterhaus am besten mache. Sagenhaft, um auf die Shanty-Melodie „Drunken Sailor“ das heimische Gericht mit Zwiebeln ja oder nein anzureichern. Gerne tauschen sie ihren gediegenen Dress gegen Trainingsanzüge, um das Altern mit Sport aufzuhalten. Wenn sich Gregor Hübner allerdings im Bademantel ans Klavier setzt und den vor elf Jahren von der Liebsten verlassenen „Holger“ mimt, kommt keine Trauer auf. Berta Epple ist garantierter Spaß mit Tiefgang und vor allem sind Fischer und die Hübner-Brothers exzellente Musiker, die mit echtem Leben berühren.