by Barbara Sohler
Der aus Fronhofen stammende Gregor Hübner lebt mittlerweile seit mehr als 24 Jahren als gefeierter Jazz-Violinist in New York. Am 25. Januar erscheint das dritte Album von „El Violin Latino“, das er mit seiner Band aufgenommen hat. „Los Soñadores“ (Dreamers) heißt der Titelsong. Er ist das Herzstück der neuen CD. SZ-Mitarbeiterin Barbara Sohler hat mit Gregor Hübner über die Situation in den USA und seine hochaktuelle Musik gesprochen und warum sein Lied auf Facebook gesperrt wurde.
Der aus Fronhofen stammende Gregor Hübner lebt mittlerweile seit mehr als 24 Jahren als gefeierter Jazz-Violinist in New York. Am 25. Januar erscheint das dritte Album von „El Violin Latino“, das er mit seiner Band aufgenommen hat. „Los Soñadores“ (Dreamers) heißt der Titelsong. Er ist das Herzstück der neuen CD. SZ-Mitarbeiterin Barbara Sohler hat mit Gregor Hübner über die Situation in den USA und seine hochaktuelle Musik gesprochen und warum sein Lied auf Facebook gesperrt wurde.
Die im Jahre 2012 von Barack Obama ins Leben gerufene Initiative DACA, die nicht dokumentierte Kinder von Einwanderern in den USA schützen soll, hat sein Amtsnachfolger Trump mit Wirkung zum 02. September 2017 außer Kraft gesetzt. Einen Monat später haben Sie Musikerkollegen und die aus Curaçao stammende Sängerin Yumarya Grijt in den Long Island Studios um sich geschart – und den Song Dreamers aufgenommen. Was ist Ihr Anliegen?
Kurz vor den Aufnahmen zu meiner dritten El Violin Latino CD habe ich die Musik zu diesem Song, und mit Yumarya zusammen auch den Text dazu geschrieben. Ich verstehe meine Komposition als eine Art Aufschrei für die Rechte, die jeder Mensch haben sollte. Dieser Song ist meine Möglichkeit mich politisch zu äußern.
„No human being is ilegal“ heißt es in einer Songzeile – eine Haltung, die dem amerikanischen Präsidenten nicht gefallen dürfte. Trump will ja nicht nur vor Mexiko eine Mauer zur Abschottung gegen Flüchtlinge bauen, aktuell droht er sogar mit der „kompletten Schließung der südlichen Grenze“.
Ja, leider haben wir in den USA einen Präsidenten, den ich beschämend finde. Ich habe die Deutsche und die Amerikanische Staatsbürgerschaft und bin durch meine schulische Erziehung, die von der Geschichte Deutschlands geprägt war, sehr empfindlich gegen die rechten Tendenzen, die in den USA durch Trump protegiert werden, aber im Moment auch in Europa aktiv sind. Ich selbst kann mich dazu nur musikalisch äußern, was ich auch schon vor Los Soñadores mit einem Streichquartett mit dem Titel „November 9th 2016“ – dem Tag der Wahl Trumps – getan habe.
Das Video zu „Los Soñadores/Dreamers“ ist bei den Studioaufnahmen entstanden, mit Bildmaterial von Demonstrationen unterlegt und in schwarz-weiß gedreht. Ein Hinweis?
Richie Briñez, der das Video gedreht hat, um die Aufnahmen zu der CD zu dokumentieren, hatte die Idee dieses politische Video mit Bildern von verschiedenen Fotografen, darunter Pulitzer-Preisträger, zu kreieren. Fast alle Fotografen haben ihre Bilder umsonst zur Verfügung gestellt, weil sie die Botschaft des Videos gut fanden. Und bis heute haben über 15 000 Menschen das Video gesehen.
Das Musikvideo sorgte im Netz ja gleich in zweierlei Hinsicht für Furore: Bei den Fans ebenso wie bei Facebook, die das Video sperrten.
Ja, Briñez stellte das Video ins Netz und gleich am Anfang haben meherer Tausend Menschen; vor allem aus Venezuela, Kolumbien und den USA das Video gesehen. Um das Video besser sichtbar zu machen, haben wir es beworben – gegen Geld – und dadurch ist es gleich noch populärer geworden. Als ich dann unser Video zum zweiten Mal bewerben wollte, bei Facebook, da wurde das nicht mehr erlaubt. Mit der Begründung „political content“ (Anm. d. Red.: politischer Inhalt). Das Video ist trotzdem mehr als 11 000 Mal bei Facebook aufgerufen worden und auf meiner Seite und auf Youtube steht es frei zur Verfügung.
Inwieweit soll, darf oder muss Kultur und damit selbstverständlich auch Musik politisch sein?
In der heutigen Zeit gibt es für mich kein „Darf“, sondern ein „Muss“. Jedenfalls gibt Musik den Komponisten eine Möglichkeit, sich politisch zu äußern und damit andere Menschen zum Nachdenken zu bringen.